Nur 48 Stunden nach dem sensationellen Überraschungssieg beim Euroleague Top-Team FC Bayern München war am Dienstagabend auf heimischem Parkett rein gar nichts für die Basketball Löwen Braunschweig gegen den Tabellenführer MHP RIESEN Ludwigsburg zu holen. 71:107 (42:60) endete die Partie in der Volkswagen Halle, in der neun Gäste-Dreier im ersten Viertel der Mannschaft von Headcoach Pete Strobl früh den Zahn zogen. Mit 19:34 lagen Geburtstagskind Karim Jallow & Co. nach zehn Minuten zurück und gerieten mit Fortlauf der Partie aufgrund schwerer Beine und fehlender Intensität noch deutlicher in Rückstand. „Ludwigsburg hat uns von Anfang an fast alles weggenommen und wir konnten ihnen nichts wegnehmen, das war eine schlechte Kombination“, sagte Strobl im Anschluss an die Partie, in der Gavin Schilling als einziger Löwe zweistellig punktete (15). Bei dem starken und vom Anfang bis zum Ende konstant spielenden RIESEN trafen sechs Spieler zweistellig, Topscorer war Barry Brown Jr. (23) gefolgt von Andrew Warren (21).
Der Auftakt in die Partie war munter. Die Löwen bewegten den Ball gut, fanden mehrfach den zum Korb schneidenden Mann und schlossen dort hochprozentig ab. Die Gäste wiederum machten das Feld breit und warfen sich langsam aber sicher von der Dreierlinie warm. Bis zur fünften Minute verlief das Spiel noch ausgeglichen (8:8), ehe sich die Ballverluste bei den Löwen häuften und die RIESEN das mit gut herausgespielten Dreiern bestraften, die sie bei unfassbarer Quote versenkten: Neun ihrer elf Distanzwürfe fanden im ersten Viertel das Ziel und führten zu einem Löwen-Rückstand von 19:34 nach zehn Minuten.
Im zweiten Viertel spielten die Löwen vornehmlich in der Zonenverteidigung. Auch wenn diese den schweren Löwen-Beinen laut Strobl etwas in der Defensive half, zeigte sie nur marginal und kurzfristig Wirkung gegen die treffsicheren Ludwigsburg und brachte nicht den nötigen Impuls für einen Umschwung. Das konnte auch der beste Löwe Gavin Schilling nicht ändern, der jetzt stark performte und bis zur Halbzeit auf 15 Punkte kam. Denn immer dann, wenn die Löwen ein bisschen näher an den Gästen dran waren, punkteten diese beispielsweise durch Fastbreaks nach Ballverlusten. Und die RIESEN hatten auch zum Viertelende die passende Antwort, als das Strobl-Team nur mit elf Punkten zurücklag (40:51). Da zogen die starken Gäste noch einmal an und mit einem 2:9-Lauf binnen 100 Sekunden auf 42:60 nach 20 Minuten davon.
In der Pause wurde es dann etwas lauter in der Kabine, weil der Löwen-Headcoach mit der Intensität seiner Mannschaft nicht zufrieden war. Allerdings räumte er im Nachhinein ein, dass „es schon weh tat, um vier Uhr früh aus München zurückzukommen und kurz danach gegen so einen Gegner zu spielen.“ Die klar überlegenen Ludwigsburger, die am Sonntag ohne Spiel und daher frisch waren, spielten ihr Spiel in der zweiten Hälfte wie aus einem Guss konstant weiter und trafen nach wie vor gute 61 Prozent aus dem Feld. Bei den Löwen sah das anders aus. Da sank das Energielevel weiter und damit auch die Trefferquote. Das war neben fehlender Intensität an beiden Enden mit ausschlaggebend dafür, dass sie dieses Viertel mit 15:24 abgaben und mit einem Rückstand von 57:84 ins letzte Viertel gingen.
In der bereits entschiedenen Partie erhielten die jungen Löwen Jannik Göttsche, Anthony Watkins und Simon Roosch nun noch einmal wichtige Spielminuten für ihre Entwicklung und nutzten diese. Alle drei punkteten, Roosch erzielte zwei Punkte, während Watkins und Göttsche insgesamt jeweils auf sechs Zähler kamen. Allerdings hatte Letztgenannter schon in den Vierteln zuvor mit Einsatz und guten Aktionen gefallen und ordentliche 13 Minuten gegen das Top-Team aus Ludwigsburg abgeliefert.
Trainerstimmen zum Spiel
Pete Strobl (Basketball Löwen): „In der Halbzeit war ich sehr sauer. Ich habe gedacht, dass wir einfach zu soft als Mannschaft sind. Wir haben ihre Intensität nicht gematcht. Ich hatte vor dem Spiel gesagt, dass wir mit Intensität reinkommen müssen, das ist wichtig gegen so einen Gegner wie Ludwigsburg. Nach dem Spiel muss ich sagen: Vielleicht waren wir müde, vielleicht waren unsere Beine schwer, vielleicht waren wir zu begeistert von unserem Triumph gegen Bayern München vor zwei Tagen. Aber natürlich wollen wir mehr. Wir wollen uns gut präsentieren, und mehr gegeben. Ludwigsburg hat uns von Anfang an fast alles weggenommen und wir konnten ihnen nichts wegnehmen, das war eine schlechte Kombination. Aber Ludwigsburg ist eine sehr gute Mannschaft, die verdient gewonnen hat. Wir müssen aus der hohen Niederlage lernen, aber wir brauchen jetzt auch ein paar Tage frei, damit die Jungs regenerieren können. Es tat schon weh, um vier Uhr früh aus München zurückzukommen und kurz danach gegen so einen Gegner zu spielen. So waren wir heute nicht in der Lage mit der nötigen Intensität zu spielen.“
John Patrick (MHP RIESEN Ludwigsburg): „Ich bin sehr stolz, nicht nur weil wir gegen eine starke Mannschaft gewonnen haben, sondern auch, weil uns unser jüngster Spieler Nico Santana Mojica auf dem Feld gute Minuten gegeben hat. Es war schwierig für Braunschweig. Wir haben auch davon profitiert, dass sie nur 48-Stunden vorher den großen Sieg gegen Bayern hatten. Andre Warren, der diese Saison oftmals pausiert hat, hat uns heute die nötigen Impulse gegeben. Er hat vor der Pause 5 Dreier getroffen. Das war ein wichtiger Sieg für uns."
Basketball Löwen: Wank 4 (3 Assists), Watkins 6, Zeeb 4, van Slooten 3, Robinson 9 (3 Assists), Göttsche 6, Peterka 4, Roosch 2, Velička 9 (5 Assists), Schilling 15 (7 Rebounds), Jallow 3 (5 Rebounds, 3 Assists), Turudic 6.
MHP RIESEN Ludwigsburg: Hulls 17 (11 Assists), Smith 12, Brown Jr. 23 (7 Assists), Jung, Herzog n.e., Polas Bartolo 5 (5 Rebounds, 4 Assists), Santana Mojica 5, Wohlfarth-Bottermann,Rodriguez 10 (7 Rebounds), Darden 4, Warren 21, da Silva 10.
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